Das sehe ich anders. Ich möchte es nicht einen "Interessensgegensatz" nehmen, denn im Ergebnis sind sich ja hoffentlich sowohl die Landesverbände wie die Gliederungen einig. Allerdings finde ich, dass das Prinzip "Gliederungen sind über die Verbände im HA vertreten" vielleicht zu Gründungszeiten der Jugendringe richtig war - mittlerweile entspricht es aber einfach nicht mehr der Realität. Es gibt in meinen Augen als erstes schon strukturell Unterschiede zwischen den Interessensfokus der Jugendverbände auf Landesebene und den Gliederungen: Landesverbände sind nach meiner Erfahrung schwerpunktmäßig politisch ausgerichtet und schon durch ihre Eigenschaft als Landesverbände zwei, drei oder noch mehr Ebenen „entfernt“ von der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen vor Ort - das lässt sich ja auch nicht vermeiden. Andererseits liegt der Fokus der Gliederungen eher auf ihren konkreten, örtlichen Belangen und der jeweiligen Kommunalpolitik, wohingegen landespolitische Fragestellungen spielen hier aber keine Rolle. Das sind allerdings in meinen Augen zwei Bereiche, die sich ergänzen müssen.
So gibt es z.B. bei verschiedenen S/KJRs mehr oder weniger umfassende Trägerschaften von Kinder- und Jugendeinrichtungen, die Anlaufpunkt für verbandlich nicht organisierte Jugendliche sind bzw. sein können und über die eventuell Probleme oder Themen eingebracht werden, die ich in der Verbandsstruktur und damit bei den Landesverbänden nun für nicht unbedingt präsent halte. Vor allem aber sammeln sich in den Gliederungen eben auch die örtlichen Jugendgruppen und -organisationen, die nur in Gliederungen - sei es auf Stadt/Kreis- oder auf bezirklicher Ebene - vorhanden sind und keine Vertretung auf Landesebene haben. Und diese können sich mit ihren eigenständigen Interessen und Anliegen ausschließlich über den Vorstand einer Gliederung vertreten können. Für mich als BDKJ’ler mag es vielleicht kein so großes Problem sein, gewisse Interessen über einen Landesverband vertreten zu lassen (wobei man seine Themen dort auch erstmal platzieren muss) - aber viele kleine, lokale Jugendorganisationen haben sowas eben nicht.
Natürlich würde es den Einfluss der Landesverbände auf den BJR reduzieren, der BJR als Ganzes würde aber in meinen Augen gewinnen, wenn die Vielfalt der Jugendarbeit hier noch stärker zum Ausdruck kommt.